Let’s talk about…: Rituale & Mythen

Hier findest du Infos zu sexuellen Mythen und Ritualen aus aller Welt – sowohl solche, die noch aktiv praktiziert werden, als auch Brauchtümer aus längst vergangenen Zeiten.



Braut-Ausleihe

In der arabischen Welt war es ganz normal, seine Frau einem anderen Mann zu leihen. Allerdings nicht, um im gesellschaftlichen Rangaufzusteigen, sondern um schönere, schlauere, ja, insgesamt bessere Kinder zu kriegen, als es nur mit den eigenen Genen möglich wäre. Ehemänner schickten ihre Gattinnen zu anderen Kerlen, die die gewünschten Eigenschaften besaßen, damit diese die Damen schwängerten. Sie blieben sogar so lange dort, bis die Schwangerschaft eintraf – egal ob es Wochen oder Monate dauerte. Während dieser Zeit durfte der Ehemann seine Frau zwar sehen, allerdings durfte er keinen Sex mit ihr haben. Hielt der Gatte das so lange durch, durfte er das mit fremder Hilfe gezeugte Kind danach sein eigenes nennen, obwohl er nicht der eigentliche Vater war.


Griechische Kindesentführung

Päderastie, also eine Form der Homosexualität zwischen einem Mann und einem bereits älteren Kind, war im antiken Griechenland durchaus verbreitet. Aber, da die Griechen einen großen Gefallen am Theaterspiel gefunden hatten, glich diese Prozedur einem inszenierten Ritual.

Der Ablauf war folgendermaßen:

Ein Mann („Erastes“) entschied sich für einen potentiellen Liebhaber („Eromenos“) und informierte zunächst die Freunde des Auserwählten über seine Pläne. Damit hatte der „Eromenos“ die Möglichkeit sich zu verstecken, falls er mit dem interessierten Mann keine sexuelle Beziehung eingehen wollte oder aber er hatte die Zeit, sich darauf vorzubereiten, was als nächstes passieren würde.

Während der Zeremonie würde der Eromenos vom Erastes gesucht und vor seinen Freunden von diesem entführt. Diese würden den Entführer wiederum verfolgen und versuchen, ihren Freund zu befreien. Daraufhin fährt der Erastes mit seinem jungen Liebhaber aufs Land, wo Zeit zu zweit verbracht wird; sie jagen, feiern, fischen und schlafen auch miteinander. Zurück zu Hause wurde der Eromenos vom Erastes in Hülle und Fülle beschenkt und eine Feier für alle, die bei der Entführungs-Zeremonie beteiligt waren, wurde veranstaltet. In der Gesellschaft hatte der Junge danach einen hohen Status. Buben, die sich weigerten, galten als minderwertig; mit einem Charakterfehler, weshalb sie für andere Männer nicht attraktiv genug waren.


Sex ohne Ejakulation

Im Daoismus, der bekannten chinesischen Philosophie nimmt man an, dass Qì („Lebensenergie“) in allen Dingen enthalten ist. Qì ist der energetischen Substanz Jing ähnlich, die im menschlichen Körper enthalten sein soll. Jing kann auf unterschiedliche Arten verbraucht werden; nach dieser Lehre stirbt ein Mensch, wenn diese Energie erschöpft ist. Anhänger des Daoismus glaubten, dass das meiste Jing in Sperma enthalten ist, weshalb Männer Ejakulationen unbedingt vermeiden sollen, um diese Körperflüssigkeit – und damit ihre Lebensenergie – aufrecht zu erhalten. Allerdings glaubte man auch, dass häufiger Sex (vor allem mit attraktiven Jungfrauen) förderlich war, mehr Jing zu erhalten. So waren sie gezwungen, mehr Sex zu haben, aber dabei nicht zu ejakulieren.


Göttlicher Oralverkehr

Die frühesten Berichte über Oralsex stammen aus dem Alten Ägypten; genauer gesagt aus der Mythologie über die Auferstehung von Osiris. Diese besagt, dass Osiris von seinem Bruder Seth umgebracht wurde, der ihn zerstückelte und die Stücke auf der ganzen Welt verteilte.

Isis, Osiris Frau, machte es sich zur Aufgabe, alle Stücke einzusammeln, um ihn wieder zum Leben zu erwecken; jedoch konnte sie leider seinen Penis nicht finden. Um ihren Geliebten nicht seinem schrecklichen Schicksal zu überlassen, stellte sie einen Penis aus Lehm her. Damit auch wirklich jedes Körperteil voll Kraft und Energie war, befriedigte sie sein neues bestes Stück mit dem Mund. Bei den alten Ägyptern war der Oralverkehr nichts moralisch Verwerfliches. Im Gegenteil, sie waren sogar Pioniere; sie waren die ersten, die roten Lippenstift benutzten, um auf ihre Blowjob-Fertigkeiten aufmerksam zu machen.


Königliche Masturbation

In der ägyptischen Mythologie bestand außerdem der Glaube, dass das Universum ursprünglich eine „Suppe aus Chaos“ war, aus der ein Ei entstand. Daraus entsprang der Gott Atum. Seine erste Handlung bestand darin, zu masturbieren; wobei aus seinem Samen weitere Götter entstanden, die ihm halfen, die Welt zu erschaffen und zu regieren. Die Idee, dass der Samenerguss die treibende Macht des Lebens war, war in Ägypten damals sehr verbreitet. Da diese auch glaubten, dass der Pharao den Gott Atum repräsentiere, war es dessen Aufgabe, die Welt in Balance zu halten. Dazu musste er jedes Jahr vor einem großen Publikum am Nil den Entstehungsakt des Universums nachahmen. Ja, das bedeutet, er hat vor Publikum masturbiert. Während der Selbstbefriedigung musste er darauf achten, dass sein Sperma in den Fluss tropfte und nicht auf dem Boden landete. Im Anschluss mussten alle Männer, die bei der Zeremonie anwesend waren, es ihm gleichtun.


Be(e) creative: antike Sexspielzeuge

Und wieder sind wir im Alten Ägypten: Das älteste Sex-Toy, ein Dildo aus Stein, wurde bereits vor ungefähr 26000 Jahren benutzt; den ersten Vibrator hatte Kleopatra, die mit einem damals gängigen Dildo nicht zufrieden zu stellen war. Man sagt, das Lustobjekt ihrer Wahl sei ein hohler Kürbis (der mit lebenden Bienen gefüllt war) gewesen. Auch die alten Griechen und die alten Römer hatten bereits Dildos! Da allerdings Holz- oder Steindildos nicht geschmeidig genug waren, überzogen sie die primitiven Toys mit Leder, um bei der Stimulation mehr Erregung zu empfinden.


Prostitution in Assyrien

In diesem ehemaligen Teil Messopotamiens war es nicht nur legal, sondern sogar erwünscht, dass sich jede Frau prostituierte, egal aus welcher Schicht sie abstammte. Die Göttin Aphrodite war hoch angesehen; die Assyrer waren überzeugt, dass eine Frau ihre Würde dann erhielt, wenn sie einem Fremden Sex mit ihr im Aphrodite-Tempel erlaubte. Mindestens einmal in ihrem Leben sollte das jede Dame getan haben. Eine Frau, die das tat, musste eine aus Schnüren gefertigte Krone tragen, um sich von anderen Damen zu unterscheiden. Dann setzte sie sich auf die Treppen des Tempels und wartete auf einen Freier: Sie musste den ersten Mann nehmen, der mit ihr schlafen wollte. Nach dem vollzogenen Ritual galt die Frau (in den Augen der Götter) als heilig.


Tierischer Spaß

Sex mit Tieren wurde bereits vor unglaublich langer Zeit ausgeübt. Eine Schnitzerei (ca 25000 Jahre alt) zeigt eine Löwin, die eine Öffnung leckt. Dabei konnte es sich entweder um die Öffnung eines gigantischen Penis oder aber auch um eine Vagina handeln. Im 7. Jahrhundert vor Christus fand man in Italien eine Zeichnung, die einen Mann beim Sex mit einem Esel zeigt; und im antiken Rom hielten Frauen Schlangen für sexuelle Handlungen.


Die Mischung macht‘s

In vielen früheren – aber auch noch in heutigen südamerikanischen Gesellschaften (aber auch bei einem Volk in Papua-Neuguinea) – wird die Entstehung von neuem Leben auf die Ansammlung der Samen mehrerer Väter zurückgeführt. Das kommt von der Vorstellung, dass nach der ersten Befruchtung jeder weitere Geschlechtsverkehr – jeder zusätzliche Samenerguss – das Baby wachsen lässt. Aus diesem Grund sehnen sich Frauen dort danach, sich mit den besten Jägern oder den stärksten Kämpfern zu paaren, um deren Gene ihrem Kind zugutekommen zu lassen. Diese Form „geteilter Vaterschaft“ wirkt zwischen den „Vätern“ verbindend und trägt zur gemeinschaftlichen Versorgung des Kindes bei.


Sharing is caring

Bei den Canela (ein im brasilianischen Amazonasgebiet lebendes indigenes Volk) hat die Gruppe einen großen Stellenwert. Viel wichtiger als der Einzelne ist der ganze eigene Stamm. Großzügigkeit und Teilen gelten als das Ideal; Missgunst und Egoismus dagegen als gesellschaftliches Übel. Man erlangt Achtung, indem man seine Besitztümer teilt. So scheint es nur logisch, auch den eigenen Körper zu teilen. Wer über die eigenen Besitztümer oder sich selbst bestimmen will, wird als geizig angesehen. Nicht nur Männer, sondern auch Frauen äußern deutlich die eigenen sexuellen Bedürfnisse und beide Geschlechter sind nur allzu bereit, diese zu befriedigen.


Versorgen und besorgen

Bei den im Amazonasgebiet lebenden Kulina existiert ein Ritual, bei dem die Frauen des Dorfes in der Morgendämmerung von Haus zu Haus ziehen, den darin lebenden – erwachsenen – Männern vorsingen und ihnen befehlen, auf die Jagd zu gehen. Bei jedem Haus treten ein oder mehrere Frauen aus der Gruppe vor und schlagen mit einem Stock gegen das Haus: falls die Männer dieses Hauses bei der Jagd erfolgreich waren und Beute brachten, werden diese Frauen die Nacht mit ihnen verbringen. Den Frauen der Gruppe ist es nicht erlaubt, den eigenen Mann aus zu wählen. Gespielt widerwillig erheben sich die Männer aus ihren Hängematten und brechen in den Dschungel auf, doch ehe sie sich auftrennen und unabhängig voneinander auf die Jagd gehen, vereinbaren sie außerhalb des Dorfes einen Treffpunkt und eine Zeit, um sich später wiederzutreffen und die Beute untereinander aufzuteilen. So ist garantiert, dass jeder Mann mit Fleisch ins Dorf zurückkommt und jeder auf seine Kosten kommt.


Befriedigte Bedürfnisse

Unter den bolivischen Siriono entsteht so etwas wie Eifersucht meist nicht, weil einer der Ehepartner eine Affäre hat, sondern weil er oder sie mehr Zeit und Energie für seine Geliebte/n aufwendet, als für den eigentlichen Partner. So etwas wie romantische Liebe gibt es bei den Siriono nicht. Sex ist ein natürlicher Trieb wie Hunger, der gestillt werden muss. Der Ausdruck “secubi” (= ich mag) wird dort für alles verwendet, von Nahrung und Schmuck bis hin zu Sexualpartnern. Eine Hochzeit findet dort statt, allerdings ganz ohne Zeremoniell oder Ritual. Hier wird kein Besitz überreicht, es werden keine Schwüre abgelegt, noch nicht einmal ein Fest wird gefeiert. Es genügt, eine Hängematte neben der gewünschten Partnerin anzubringen, und schon ist man unter der Haube.


Family Style

Unter den Warao, einem in den brasilianischen Wäldern lebenden Volk, werden die eigentlichen Verwandten regelmäßig weggeschickt und durch „rituelle“ Verwandte ersetzt. Während dieses Festes ist es den Erwachsenen gestattet, mit jedem gewünschten Partner Sex zu haben. Diese Beziehungen gelten als ehrenvoll und wirken sich angeblich positiv auf alle Kinder aus, die daraus hervorgehen.


Frischer Wind von außerhalb

Die Pirahã, ein indigenes Volk, das in den Urwäldern Brasiliens lebt, erlauben zwar keine Heirat außerhalb des eigenen Stammes, doch halten sie schon lange ihren Genpool frisch, indem sie ihren Frauen gestatten, mit Männern von außerhalb Affären zu haben.


Geiz ist nicht geil

Bei den Matis, auch ein indigenes Volk in Brasilien, wird Sex außerhalb der Ehe nicht nur sehr häufig ausgeübt, sondern scheint in vieler Hinsicht sogar eine Art Vorschrift zu sein. Ob man verheiratet ist oder nicht, hat man die moralische Pflicht, sogar auf die sexuellen Bemühungen eines Verwandten einzugehen, da es sonst heißt, man würde „mit den eigenen Genitalien geizen“ – was ein Verstoß gegen den Moralkodex der Matis ist, der weit schwerer wiegt als offene Untreue.


Wie verheiratet, so geschieden

Die Aché in Paraguay bezeichnen einen Mann und eine Frau als verheiratet, wenn diese in derselben Hütte schlafen. Bringt dann aber einer von beiden seine oder ihre Hängematte in eine andere Hütte, dann ist man nicht länger verheiratet.


Qualität ist hier gleich Quantität

Bei den Moso in China werden sexuelle und familiäre Beziehungen strikt getrennt. Von den Männern erwartet man, dass sie bei ihren Geliebten übernachten, ansonsten wird in einem der äußeren Gebäude geschlafen, niemals aber mit den Schwestern im Haupthaus. Die Sitte verbietet es, im Haus der Familie über Liebesdinge zu sprechen; von allen wird absolute Diskretion verlangt. Sowohl Männer als auch Frauen haben alle Freiheiten der Welt, nur muss die Privatsphäre des anderen respektiert werden. Skandalberichte über Liebesaffären existieren dort nicht. Die individuelle Autonomie – ob von Frau oder Mann – gilt als heilig. Nicht nur steht es Männern und auch Frauen frei, so viele Beziehungen zu pflegen, wie sie wünschen, jeder kann auch polyamoröse Beziehungen haben, ob nur für eine Nacht oder über einen längeren Zeitraum. Beziehungen dieser Artwerden immer wieder unterbrochen, sie bestehen nur für die Dauer der Begegnung. Bricht ein Besucher von der Frau auf, dann ist die Beziehung zu Ende. Es gibt hier keine gemeinsame Zukunftsvorstellung. Die Beziehung ist nur für den Augenblick. Dabei kann ein Paar die Besuche jedoch so lange wiederholen, wie es das möchte. Hier schämt man sich nicht, viele Beziehungen zu haben oder gehabt zu haben. Scham wäre lediglich dort angebracht, wo jemand die Treue verspricht oder fordert. Ein Treue-Schwur ist hier unangemessen. Offene Eifersucht wird als Aggression empfunden, da sie die geheiligte Eigenständigkeit eines anderen Menschen untergräbt – sie bringt Schande.


Besser befriedigen

Die Bewohner der Trobriand-Inseln, einer Inselgruppe Papua-Neuguineas, feiern heute noch zur Erntezeit ein Fest, bei dem junge Frauen in Gruppen über die Insel ziehen und Jagd auf Männer machen, die nicht aus dem eigenen Dorf stammen – und denen sie angeblich sogar die Augenbrauen abbeißen, sollten diese sie nicht zufriedenstellen.


Tauschbörse

Beim Volk der Inuit ist der systematische Tausch von Ehepartnern ein zentrales kulturelles Element. Unter den teilweise sehr verstreut lebenden Familien wurde so ein gefestigtes soziales Netz geknüpft, auf das in Krisenzeiten Verlass war.


Mündliche Reifeprüfung

Die Etoro sind eine kleine ethnische Gruppe im Nordosten von Papua-Neuguinea. Wie viele andere Völker glauben sie, dass Sperma die Quelle aller männlichen Stärke und Macht sei. Es sei eine knappe Ressource, die nicht hergestellt, sondern nur von Männern an pubertierende Knaben weitergegeben werden könne. Deshalb geben Männer ungerne ihr Sperma an Frauen ab, außer zu Fortpflanzungszwecken, und auch das nur an etwa 100 rituellen Tagen im Jahr. Der rituelle Übergang vom Jungen zum Mann (Initiation genannt) verlangt, dass die Teenager-Jungen Oralsex (Blowjobs) an älteren Männern ausführen und dann deren Sperma schlucken. Auf diese Weise sollen die Jungen die Fähigkeit erhalten, das erhaltene Sperma selbst an jüngere Knaben und an Frauen weiterzugeben.


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